Hätten Sie's gewusst? Warum fallen wir nachts nicht aus dem Bett?
Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer: „Viele Menschen wachen morgens in einer anderen Position auf als sie eingeschlafen sind. Sie haben sich hin- und her bewegt, sind dabei aber nicht aus dem Bett gefallen. Was das einfach nur pures Glück? Keineswegs. Gesunde Erwachsene rollen sich nachts eigentlich nicht von der Matratze, erst Recht nicht während bestimmter Phasen des Schlafes. Davon hat der Mensch grob gesagt drei, und zwar den Leicht-, den REM- oder Traum- und den Tiefschlaf. Im Tiefschlaf bewegt sich der Mensch kaum, weil die Impulse vom Gehirn zu den Muskeln blockiert sind. Ähnlich verhält es sich in der REM-Phase, in der der Mensch zwar besonders viel träumt, aber die Bewegungen nicht aktiv ausgeführt werden. Die meisten Bewegungen entstehen in der Leichtschlafphase. Allerdings hat der Mensch im Laufe der Jahre unbewusst gelernt, dass der Platz im Bett begrenzt ist. Dieses Lernen geschieht durch wiederholte Erfahrung in der Kindheit: Der Körper speichert die äußeren Begrenzungen des Betts als Teil des sogenannten Körperschemas ab – einer Art innerer Landkarte, die auch im Schlaf erhalten bleibt. Sensorische Reize wie das Gefühl einer Bettkante oder der leichtere Druckverlust am Rand geben zusätzlich Rückmeldung an das Gehirn. Wenn zum Beispiel der Arm bereits über der Bettkante hängt, signalisiert das Gehirn, sich nicht noch in diese Richtung weiterzudrehen. Dieser Kontrollmechanismus funktioniert aber nicht immer. Kinder müssen diesen erst nach und nach erlernen. Deshalb sollte das Bett bei Babys und Kleinkindern am Rand auch eingefasst sein. Bei Erwachsenen wiederum ist der unbewusste Schutz nach zu starkem Alkoholkonsum, bei Demenzerkrankungen, Parkinson oder einer REM-Schlafstörung eingeschränkt. Dann kann es vorkommen, dass die geträumten Bewegungen aktiv ausgelebt werden, was zur Sturz- und Verletzungsgefahr führt. Immerhin lässt sich eine REM-Schlafstörung medikamentös gut behandeln, um zumindest an dieser Stelle das Risiko zu senken.“ (Barmer)



